Die Popzukunft «Wet leg»
Kürzlich diskutierten in der Radiosendung «Sounds» mehr als ein Dutzend Fachleute – von Musikerinnen bis Veranstaltern und von Plattenbossen bis Tontechnikerinnen – über die Zukunft der Popmusik. Und wenn sich Expertinnen und Experten äussern, ist auch die Vielfalt der Meinungen gross. Neben allgemeinem und teilweise abgehobenem «Geschwurbel» meinten die einen, diese Zukunft liege in äusserst sorgfältig produzierten Sounds und andere vermuteten, das Live-Erlebnis werde wichtiger. Wieder andere sahen einen steigenden Einfluss der World-Musik im Pop und schliesslich wurde die Meinung vertreten, Popmusik bringe nichts mehr Neues und sei höchstens ein Aufguss von alten Sounds. Eine weitere Meinung: Musik die niemanden störe, mache keine grossen Hits.
Auf der Suche nach der Popzukunft könnte man beispielsweise auf der englischen Isle of Wight landen. Von dort stammen Rhian Teasdale und Hester Chambers. Die zwei Jugendfreundinnen verfolgten da und dort ihre eigenen Bandprojekte, irgendwann entschieden sie, es zusammen als das Duo «Wet Leg» zu versuchen. Und gleich der erste veröffentlichte Song «Chaise Longue» wurde 2021 zu einem Sommerhit, der eben diese Popzukunft markieren könnte. Eine 0815-Rhythmusmaschine hämmert, ein Bass sprintet los, betörende Stimmen singen freche, angesexte Texte, ein einfaches und rotziges Gitarrenriff hebt den Pegel.
Vor gut einem Monat ist nun die 12-Lied-Sammlung der Insulanerinnen veröffentlicht worden. Neben dem Überhit «Chaise Lounge» haben es die beiden tatsächlich hingekriegt, weitere Songs nach demselben Yummy-yummy-bubble-gum-Rezept zu mixen.
«Being in Love», «Wet Dream», «Ur Mum» oder «Oh No» sind passende Beispiele, wie es mit der Popmusik weitergehen könnte. So passt ihre Art Musik zur Aussage eines anderen Experten aus besagter Radiosendung: Die Popmusik der Zukunft soll crazy, schrill, extravagant, sweet, hübsch, naiv, niedlich oder interessant sein. Genauso tönen «Wet Leg», die nach eigenen Aussagen das Ganze einfach geniessen und keine Erwartungen erfüllen wollen.