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«Kuckuck, ruft’s aus dem Wald»

Bernhard Petschen nimmt Kinder und Jugendliche mit in den Bündner Wald

Wenn ihr diese Zeilen lest, liebe Kinder, fliegt der Kuckuck bald schon Richtung Süden. Das ist mir auch recht so, denn wir haben das Heu nicht auf der gleichen Bühne. Warum? Na ja, in der Schule hatten wir gerade das Fach Vogelkunde, und da der Kuckuck jetzt im Moment bei uns einen Halt macht, wurde er in der Schule thematisiert.

Brutschmarotzer?

Nebst dem wunderschönen Kinderlied «Kuckuck, Kuckuck, ruft’s aus dem Wald» hat unsere Lehrerin uns Schülerinnen und Schülern erklärt, dass der Kuckuck ein Brutschmarotzer ist und die Jungenaufzucht kleineren Singvögeln überlässt. Das finde ich recht gemein, aber er hat eine fiese Taktik, wie er das macht. Damit die armen Vögel seine eigenen Eier und Küken akzeptieren, hat der Kuckuck zahlreiche raffinierte Anpassungen entwickelt. Na ja, nun kurz erzählt und alles der Reihe nach: Als der liebe Gott allen Tieren zeigte, wie sie ihre Wohnungen zu bauen hatten, war der Kuckuck entweder taub oder er war sehr wahrscheinlich schon wieder in Afrika unterwegs. Also, ab Mitte April kehrt der Kuckuck zu uns zurück. Während dieser Zeit beobachtet das Kuckucksweibchen Singvögel beim Nestbau, die für seine eigenen Jungen infrage kommen könnten. Recht fies, gell, liebe Kinder. Die Kuckucks­mama brütet selber keine Eier aus, sondern sucht Singvögel aus und jubelt ihre eigenen Eier anderen Vögeln unter. Bevor sie selbst ein Ei legt, wirft die Kuckucksdame noch schnell ein Ei aus dem Nest des Wirtsvogels, was recht gemein ist.

Den fremden Vogeleltern wird es nun überlassen, die Kuckuckseier auszubrüten und die Kleinen grosszuziehen. Wenn der junge Kuckuck geschlüpft ist, beginnt er instinktiv, seine Stiefgeschwister zu beseitigen, indem er die Eier an den Nestrand hochhebt und einfach herausfallen lässt. Das ist nicht die feine Art, aber so sind die Kuckucke eben. Versteht ihr jetzt, warum der Kuckuck nicht so mein «best friend» ist? Unsere Lehrerin hat auch gesagt, dass die Natur eben so ist, und dass der Kuckuck bei Weitem nicht der einzige Schmarotzer ist. Wie sie das wohl gemeint hat?

Hä, Zugvögel?

Also, liebe Kinder. Ein Zugvogel hat nichts mit einem Zug der Rhätischen Bahn zu tun. Der Kuckuck muss wohl einen inneren Kompass haben, um in den Süden zu fliegen, oder er orientiert sich nach dem Stand der Sonne oder jenem der Sterne. In der Schule haben wir gelernt, dass alle Vogelarten, die zwischen ihrem Sommer- und Winterquartier zweimal im Jahr eine mehr oder minder lange Strecke zurücklegen, als Zugvögel bezeichnet werden. Ausser dem Kuckuck ziehen noch weitere Vogelarten in den Süden wie etwa der Schwarzmilan, die Wachtel oder der Mauersegler. Wenn ich jetzt an James denke, der schafft es knapp, ein paar Stunden zu wandern. Der Arme …

Nun, Vögel, die bei uns im Winter ausharren, bezeichnen wir als Standvögel. Kennt ihr einige solcher Vögel? Ich schon, das hat mir mein Papa beigebracht. Am meisten beobachte ich die schwarzen Vögel, die über den Dächern der Stadt und der Dörfer umherfliegen. Das sind die Rabenkrähen oder Dohlen. Aber auch Steinadler, Elster, Kolkrabe, Alpenschneehuhn und Birkhühner bleiben das ganze Jahr über im gleichen Gebiet.

Apropos, irgendwie hat unsere Lehrerin kurz noch etwas von «Kuckuckskindern» erzählt, und die sehen anders aus als ihre Eltern. Wie sie das wohl gemeint hat? Also, ich bin sicher kein solches Kuckuckskind, denn ich sehe genau so aus wie meine Eltern. Vorne Papi, hinten Mami, und sie haben mich ganz, ganz lieb.