«Es tut mir leid, aber…»
Manchmal ist die Recherche für einen Artikel genau so spannend – oder mühsam – wie der Text an sich. Redaktorin Susanne Turra erzählt eine Recherchegeschichte.
ChatGPT?
Ein Bericht über das Restaurant «Rheinkrone» in Chur soll es werden. Die Recherche beginnt. Fragen wir doch gleich einmal bei ChatGPT nach: «Hast du Informationen über das Restaurant «Rheinkrone»? «Das Restaurant `Rheinkrone` in Chur ist ein bekanntes Restaurant, das sich in der Nähe der Rheinbrücke befindet. Es ist für seine traditionelle Schweizer Küche und seine gemütliche Atmosphäre bekannt. Das Restaurant `Rheinkrone` bietet eine vielfältige Speisekarte mit einer Auswahl an schweizerischen Gerichten. Zu den beliebten Gerichten gehören Schweizer Klassiker wie Käseschnitte (eine Art Käsesandwich), Rösti (geriebene Kartoffeln), Fondue (geschmolzener Käse) und Raclette (geschmolzener Käse mit Beilagen)». Stopp. Halt. Fertig. Geriebene Kartoffeln und geschmolzener Käse? Ist das dein Ernst, liebe künstliche Intelligenz? Mit der «Rheinkrone» in Chur hat das herzlich wenig zu tun. Bis zum nächsten Mal, ChatGPT!
Stadtarchiv?
Die Suche geht weiter. Ich frage beim Stadtarchiv Chur nach. Sie liefern einen kleinen Text aus dem Inventar wertvoller Bauten der Stadt Chur, ein Foto aus dem Jahre 1912 und eine Rechnung mit Briefkopf des Restaurants «Rheinkrone» aus dem 1971. Immerhin. Weiter informieren sie darüber, dass der Musiker Rico Cavegn das Lied «Dr Rhikrona-Tango» ins Leben gerufen hat. Mehr dazu wissen sie aber auch nicht. Soll ich vielleicht nochmals ChatGPT fragen? Lieber nicht. Ich tue es trotzdem. Und bekomme auch gleich die Klatsche. «Es tut mir leid, aber ich kann keine Informationen über den `Rhikrona Tango` finden. Es ist möglich, dass es sich entweder um eine weniger bekannte Tango-Variante handelt oder um einen Begriff, der möglicherweise in einem spezifischen Kontext verwendet wird, der mir nicht bekannt ist.» Ja, mir tut es auch leid. Mit der künstlichen Intelligenz wird das heute nichts mehr. Aber mit dem Stadtarchiv. Das hat sich nämlich zwischenzeitlich nochmals gemeldet. Und mir ein paar weitere wertvolle Informationen geliefert. Und sogar noch einen Link für den «Rhikrona-Tango» auf Youtube geschickt. Wunderbar. Wenn Sie möchten, können Sie da gleich mal reinhören.
Schon mal ein Anfang
Die Suche geht weiter. Ich frage bei Jürg Feuerstein (Feuri) nach. Seit über 35 Jahren trifft er sich in der «Rheinkrone» mit den Spielerinnen und Spielern der Laienbühne Calanda Chur zur Probe. Genau genommen hat die Laienbühne Calanda am 31. Januar 1987 zum ersten Mal in der «Rheinkrone» Theater gespielt. Also Feuri muss doch etwas über die «Rheinkrone» wissen. Tut er nicht. Aber er gibt mir gleich zwei Telefonnummern. Die ich schliesslich dann aber doch nicht mehr brauche. Auch Historiker Christian Ruch weiss nichts. Er meint, da müssten alteingesessene Churerinnen und Churer ran. Nach und nach stiefelt sich etwas zusammen. Die Suche endet schliesslich im Restaurant «Rheinkrone» selbst. Es heisst jetzt «Thai Food by Min» und wird von Reini Murer geführt. Er erzählt mir viel über Thaifood. Über die alte «Rheinkrone» eher wenig. Nur soviel: Es gibt keinen Schüblig mit Kartoffelsalat mehr. Das ist doch mal ein Anfang.