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Die Haselpollen fliegen schon

Nicht nur die Coronaviren sorgen für Schnupfen, auch der Haselstrauch tut es

Tränende Augen, triefende Nase. Wer darunter leidet, denkt sofort an eine Covid-19-Infektion. Aber das muss nicht sein. Neben Grippe und herkömmlichem Schnupfen kommt aktuell noch ein weiterer Mitstreiter dazu: Der Haselstrauch. Auch Gemeine Hasel genannt. Das passt. Denn die Hasel ist wirklich gemein. Zumindest zu Pollenallergikerinnen und -allergikern. Wer auf die Hasel reagiert, der ist nämlich momentan ganz schön heuschnupfengeplagt. «Es erreichen uns Anfragen von erstaunten Betroffenen. Sie können kaum glauben, jetzt schon Heuschnupfen zu haben – und denken natürlich auch an eine Covid-19-Infektion», vermeldet beispielsweise das «aha! Allergiezentrum Schweiz». «Ein Schnupfen kann sowohl auf eine Pollenallergie als auch auf Covid-19 hinweisen. Andere Beschwerden sind jedoch für eine Covid-19-Erkrankung untypisch. Niesattacken, juckende, tränende und gerötete Augen sowie auch Juckreiz in Gaumen, Nasen und Ohren deuten auf eine Allergie hin», ist weiter nachzulesen. Und: «Wer dennoch unsicher ist, sollte besser den Arzt oder die Ärztin anrufen.» Gesagt, getan. 

Wir fragen bei einer Fachapothekerin nach. Genau genommen bei Elke Müller, Inhaberin der «Toppharm Fortuna Apotheke» an der Tittwiesenstrasse in Chur.

Es ist Montagnachmittag. Ein eiskalter Tag im Januar mit viel Sonne, stahlblauem Himmel und Schnee. Schnee und Pollen? «Das ist in der Tat so», bestätigt Elke Müller. «Seit zwei Wochen blüht der Haselstrauch.» Und so erstaunt es nicht, dass momentan viele Menschen, die sich in der Apotheke auf Covid-19 testen lassen, schlussendlich die Diagnose Heuschnupfen bekommen. «Seit Corona glaubt man immer, es ist Corona», bringt es die Fachapothekerin auf den Punkt. Das ist aber nicht der Fall. Nach wie vor erkranken die Menschen auch an Grippe oder Bronchitis. Diese Erkrankungen sind aber seit der Pandemie tatsächlich zurückgegangen. «Seitdem wir Hygienemasken tragen, ist ein Rückgang an viralen Infekten zu verzeichnen», bestätigt Elke Müller. «Das ist auch der beste Beweis dafür, dass eine Maske gut vor Tröpfcheninfektionen schützt.» Und nicht nur davor. Auch gegen Pollen helfen die Hygienemasken. Selbst die kleinsten Pollenkörner können nämlich nicht durch die Textilschichten der Masken dringen. Das bestätigt auch das Allergiezentrum Schweiz. Aber: «Bei stundenlangem Tragen derselben Maske hängen die Pollenkörner in der Maske und so direkt vor der Nase», gibt die Fachapothekerin zu bedenken. Das kann dann natürlich trotzdem noch zu Niesattacken führen. Und auch das mit der Raumluft ist so eine Sache. Wegen Corona sollten die Räume eigentlich häufig gelüftet werden. Blöd ist nur, dass dabei die Pollen ungehindert in den Raum fliegen können. Hier empfiehlt die Fachfrau einen Pollenfilter für das Fenster. Gerade auch im Schlafzimmer macht das Sinn. So können Heuschnupfengeplagte auch im Sommer nachts das Fenster bedenkenlos offenlassen. 

So oder so. «Wir haben die Möglichkeit, beides zu testen», so die Apothekerin. «Neben dem Covid-19-Test bieten wir auch einen Allergietest an.» Dieser ist nach Anmeldung in der Apotheke schnell und einfach durchzuführen. «Wir nehmen ein bisschen Blut aus der Fingerkuppe», erklärt Elke Müller. «Und nach einer Viertelstunde hat man auch schon das Ergebnis.» Getestet wird auf Bäume, Gräser, Kräuter, Tierhaare, Hausstaub und Milben. Und ganz wichtig: Dieser Allergieschnelltest ist sehr zuverlässig. Apropos zuverlässig. Wie zuverlässig sind denn eigentlich die Coronaselbsttests für zu Hause? «Diese sind bei einer tiefen Virenlast nicht sicher», betont die Fachfrau. «Vor allem bei geimpften oder geboosterten Personen ist die Virenlast im Normalfall extrem tief.» Wer es also ganz genau wissen will, der muss sich anders testen lassen. Dass junge Menschen aber regelmässig zu Hause einen Selbsttest machen, findet die Apothekerin nicht falsch. «Die Jungen zeigen sich sensibilisiert», sagt sie. 

Und wie hat die Apothekerin die Pandemiezeit bis heute erlebt? «Es ist sehr schnell sehr viel zur Kernkompetenz dazugekommen», bringt es Elke Müller auf den Punkt. «Aber wir sind eine sehr anpassungsfähige Spezies», sagt sie und lacht. Und die leidige Sache hat auch ihre guten Seiten. Die Mitarbeitenden können durch die Pandemie ihre Kompetenzen erweitern. Eine Pharma-Assistentin beispielsweise kann heute professionell impfen, was früher nicht möglich gewesen wäre. Weiter schätzen die Kundinnen und Kunden die Arbeit aus der Apotheke mehr denn je. «Wir haben vieles möglich gemacht. Mit Hauslieferdiensten und Telefonberatung», so die Fachfrau. «Die Menschen haben Vertrauen in uns.» Aber: «Wir sind auch müde», so Elke Müller. «Die Spitäler schicken viele Leute zu uns, weil sie überlastet sind.» Gleichzeitig leiden die Apotheken unter Nachwuchsproblemen. Unter Personalmangel im Fachbereich. Strenge Vorgaben von oben erschweren es, fähige Apothekerinnen und Apotheker einzustellen. Die «Toppharm Fortuna Apotheke» gibt es übrigens seit über 30 Jahren am selben Standort in Chur. Im 2015 hat Elke Müller sie gekauft. Damit ist das Geschäft eine selbstständige und inhabergeführte Apotheke. Und das hat seine Vorteile. «Wir haben weniger Auflagen», betont die Inhaberin. «Das macht uns in gewissen Dingen flexibler und schneller.»

Zurück zu den Pollen. Zu den Haseln. Und den Erlen. Denn auch die blühen schon. Der Blick auf den Pollenkalender verrät es definitiv. Corona teilt sich die Welt mit den Pollen.

Informationen unter www.fortuna-apotheke.ch, www.aha.ch, www.pollenundallergie.ch