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Schlaf gut, Murmina

Bernhard Petschen nimmt Kinder und Jugendliche mit in den Bündner Wald

Liebe Kinder, heute will ich euch etwas über das Murmeltier erzählen, das schon früher als «Alpenmaus» bekannt war. Hmmm … So klein wie eine Maus sind sie gar nicht, jedenfalls sind Murmeltiere mit keinem anderen Tier zu verwechseln. Um meine Freundin Murmina zu besuchen, müsste ich meine Wanderschuhe anziehen. Ach ja, im Herbst mussten meine Eltern wieder neue Schuhe kaufen, da ich stetig wachse.

Murmina und ihre Murmeltierfamilie bevorzugen die Alpenregion oberhalb der Waldgrenze an sonnigen Hängen. Ihr Zuhause, ich meine ihre Bauten, liegt an trockenen Orten, auf Plateaus, in Geröllhalden, auf Kuppen und unter Steinblöcken. Im Moment kann ich mir die Mühe sparen, sie zu besuchen, weil die ganze Familie für die nächsten Monate tief und fest schlafen wird. Dennoch möchte ich euch, liebe Kinder, etwas über die Murmeltiere erzählen. Ich habe im Fach Naturkunde sehr gut aufgepasst, auch wenn ich von meinen Eltern bereits einiges mitbekommen habe.

Ein lauter Schrei, kein Pfeifen

Vater und Mutter von Murmina haben seltsame Namen. Sie werden Bär und Katze genannt, wohnen in selbst gegrabenen Bauten unter der Erde und leben in Familien in streng abgegrenzten Wohngebieten zusammen. Anfang Juni werden zwei bis fünf Murmeltierbabys – auch Kätzchen genannt – geboren. Bei der Geburt wiegt so ein herziges Murmeltierchen etwa 30 ​Gramm. Die Jungen werden sechs Wochen lang gesäugt und müssen danach während drei Monaten sehr, sehr viel fressen, bis sie das Mehrfache ihres Geburtsgewichts erreicht
haben. Ja, sie müssen genügend Fettreserven haben, damit sie den nächsten Winter überleben können. Papa meint, dass ein Murmeltier während des Winterschlafs nämlich 30 bis 40 ​Prozent seines Körpergewichts verliert. Haben sie sich nicht genügend Fettreserven angefressen, überleben die armen Kätzchen den langen Winter nicht.

Papa meint auch, dass die «schnusigen» Kleinen kaum vom erwachsenen Murmeltier zu unterscheiden sind. Aber wenn man genau hinsieht, sieht man, dass der Nachwuchs einen kürzeren Kopf hat, die Stirn rundlicher und die Nase spitzer ist. Papa erkennt die kleinen Murmeltiere auch an ihrer graublauen Fellfarbe. Was mein Papa nicht alles weiss.

Verschiedene Feinde

Papa meint, dass besonders die verspielten, unaufmerksamen Kleinen oft Opfer von Raubtieren werden. Am meisten fürchten sie sich vor dem Steinadler und dem Fuchs. Auch Uhu, Sperber, Kolkrabe und Habicht können junge Kätzchen töten. Für den Steinadler sind Murmeltiere im Sommer die Hauptnahrung. Oft liegt ihr Nest mitten im Murmeltiergebiet, darum müssen Murmeltiere beim Grasfressen sehr vorsichtig und wachsam sein. Wenn eines der Tiere eine Gefahr bemerkt, stösst es sofort einen schrillen Schrei aus, um seine Artgenossen zu warnen. Dieser Schrei klingt wie ein lautes, durchdringendes Pfeifen.

Ende September, wenn der erste Schnee fällt, ziehen sie sich in ihre gut ausgepolsterten Schlafhöhlen zurück. Weil sie nur Gras fressen, müssen sie, um zu überleben, einen Winterschlaf halten. Den Eingang zum Bau, in dem die Alpenmurmeltiere ihren Winterschlaf halten, verschliessen sie von innen durch einen bis zu zwei Meter langen Pfropfen aus Gras, Kot, Erde und Steinen. Die ganze Murmeltierfamilie schläft vereint und kuschelig im Schlafkessel.

Drei bis vier Atemzüge pro Minute

Alle drei Wochen wacht der Papa-Bär als Erster auf, danach die Mutter-Katze und zuletzt die kleinen Kätzchen. Das ist eine Überlebensstrategie, damit die Murmeltiere am Leben bleiben. Während des Winterschlafs reduzieren die Murmeltiere ihre Atemzüge auf drei bis vier Mal pro Minute, und die Körpertemperatur wird langsam auf fünf Grad herabgesetzt.

Uahh, vom vielen Erzählen bin ich müde geworden und draussen ist es sooo kalt. Jetzt muss ich schnell nach Hause und dann ab ins Bett. Wenn ich abends nicht einschlafen kann, verkrieche ich meistens unter der Bettdecke von Mama und Papa. Da ist es eh kuschelig und warm. Aber heute schlafe ich in meinem Bett, und James, mein treuer Hund, darf in sein Bettchen schlafen. Gute Nacht liebe Kinder.