Mausi ist so stur wie keine andere Katze
Miau, miau, miau. Es regnet in Strömen, und das ständige Miauen, Murren und Fauchen am Fenster ist so lästig, dass ich kaum einschlafen kann. Vielleicht will Mausi einfach nur bei mir und James sein und die Nacht bei uns verbringen. Wisst ihr, liebe Kinder, Mausi ist keine Hauskatze, sondern eine verwilderte Katze. Ja, sie ist eine Katze, die kein Zuhause hat. Mausi liebt es, auf Abenteuer zu gehen und neue Dinge zu entdecken. Aber heute Abend habe ich definitiv keine Lust, mit ihr draussen zu spielen.
Verwilderte Katze oder Wildkatze?
Nun, liebe Kinder, habt ihr schon einmal von einer verwilderten Katze oder von einer Wildkatze gehört? In der Schule wurde nur grob über diese beiden Katzenarten gelehrt. Unser Lehrer meinte, dass die Europäische Wildkatze neben dem Eurasischen Luchs die zweite Art aus der Familie der Katzenartigen in Mitteleuropa ist. Und dass die Stammform unserer Hauskatze aus der Asiatischen Steppenkatze entstand. Verstanden? Ich nicht die Bohne, aber dafür bin ich auch noch zu klein. Jedenfalls haben wir zu Hause keine eigene Katze, sondern nur James, unseren Mops. Aber kaum bin ich draussen in Garten, kommt Mausi und macht die ganze Zeit nur «miau, miau». Ich habe Respekt vor Mausi, denn Katzen fressen nicht nur Brekkies oder Kitekat. Beobachtet einmal die Zähne eurer Katze. Mich schaudert es, wenn ich daran denke, dass Katzen auch Vögel und andere kleine Tierchen jagen und fressen. Wisst ihr eigentlich, dass Katzen ursprünglich Raubtiere waren und sie früher zu Hause oder auf den Bauernhöfen Mäuse jagten? Die Katzen hatten damals einen Auftrag, denn Mäuse lieben Käse, und den lieben und essen wir Menschen ja auch.
Brrr, mich schüttelt es, wenn ich den Begriff «Raubtier» nur schon höre. Mama sagt, dass Katzen früher bei den Menschen stark ablehnende Gefühle auslösten. Als Raubtiere wurden nebst verwilderten Katzen noch andere Raubtiere verfolgt. Luchs, Wolf und Fuchs wurden erbarmungslos gejagt und ausgerottet. Puh, zum Glück sind diese Zeiten vorbei.
Von zu Hause weggelaufen
Papa meint, dass Mausi keine Wildkatze ist, sondern eine Ex-Hauskatze. Irgendwann muss sie von zu Hause weggelaufen sein, und nun wildert sie nachts im Hof und im Wald umher. Bei uns fühlt sie sich jedenfalls wohl. Aber der Gedanke, dass Mausi heimatlos durch die Gegend streift, macht mich schon ein bisschen traurig.
Ach ja, ich wollte noch kurz erklären, was der Unterschied zwischen einer Wildkatze und einer Hauskatze ist. Die Wildkatze ernährt sich fast ausschliesslich von Mäusen. Oder wenn irgendwo ein Tier verendet ist, tut sie sich auch daran gütlich, sagt Papa. Ob Hauskatze, verwilderte Katze oder Wildkatze, sie alle schätzen keine Zuschauerinnen und Zuschauer bei ihren Jagdaktivitäten.
Wisst ihr, dass die alten Römer schuld sind, dass die Hauskatze in die Schweiz eingeführt wurden? Ich weiss das, weil das unsere Lehrerin im Fach Geschichte erzählt hat. Mausi ist viel kleiner als eine Wildkatze, denn diese können vom Kopf bis zum Schwanz immerhin bis zu 1,20 Meter messen und acht Kilogramm wiegen. Auch die Behaarung ist bei der Wildkatze länger. Und die Beine sind dicker als bei der Hauskatze. Von Nahem kann man auch sehen, dass die Schnurrhaare der Wildkatze weiss und kräftiger ausgebildet sind als bei der Hauskatze. Wildkatzen sind kompromisslos und lassen sich nie und nimmer zähmen. Siehst du, ich habe in der Schule aufgepasst. Und das solltet ihr auch. Meine Eltern sagen, dass der Schulstoff, den wir lernen, ein super Fundament für mein Leben ist. Also, dann kann Mausi nur eine verwilderte Katze sein.
Bei dem ständigen Miauen am Fenster kann ich sowieso nicht schlafen. Egal, dann darf Mausi ausnahmsweise heute Nacht bei uns schlafen und James muss wohl oder übel ein wenig Platz übrig lassen. Wenn das nur gut geht … Kaum kuschelt sich Mausi an James, geht die Schnarcherei los. Da bin ich selber schuld. Kein Problem, dann verkrieche ich mich unter der Decke von Mama und Papa. Da ist es am schönsten. Aber psst … ja nicht Mama und Papa sagen, gell.