Mattis, James und der Hase Lepus
Hallo liebe Kinder! Ist es schon Zeit, um ins Bett zu gehen? Ich jedenfalls freue mich auf den Abend, wenn Mama oder Papa mir eine Geschichte erzählen. Meine Eltern können das sehr gut, und ich fühle mich, als ob ich ein Teil der Geschichte wäre. Oh, entschuldigt, liebe Kinder. Ich habe mich gar nicht vorgestellt.
Ich heisse Mattis und mein Hund heisst James. Er ist ein kleiner Mops. James ist mein treuer Begleiter und ab und zu darf er sogar bei mir im Bett schlafen. Aber psssst, nicht meinen Eltern verraten! Sie sagen, dass ein Hund in seinem Bett, respektive in seinem Körbchen schlafen muss.
Wenn ich nicht gerade meinen Eltern beim Aufräumen helfen muss oder in der Schule bin, bin ich viel mit James unterwegs. Unser Zuhause ist nicht weit vom Waldrand entfernt. Dort treffe ich oft meine lieben Freunde. Das sind ganz tolle Nachbarn und wir spielen oft zusammen. Es sind keine Menschen wie du und ich, sondern es sind wilde Tiere. Keine Zebras, Krokodile, Löwen oder Elefanten, sondern Mausi, die wilde Katze, Gamsi, die Gämse, Hirschi, der Papi von Zwierli, Ping und Pong, die Eichhörnchen-Zwillinge, Gioni und Gieri, die Geschwister-Steinböcke, die eh nur Dummheiten im Kopf haben sowie Murmina, das Murmeli, und dann wäre noch Lepus, der Feldhase, mein bester Freund. Über meine Freunde muss ich euch unbedingt erzählen. Im Wald geht es lustig zu und her und auch James ist da ausser Rand und Band. Nun alles der Reihe nach.
Wie ich gesagt habe, Lepus ist mein «Best Friend» und ist kein Hund oder eine Katze, sondern ein ganz gewöhnlicher Hase. Er ist nicht einfach ein Hase, sondern ein Feldhase, und bitte bitte, verwechselt meinen Hasen Lepus ja nicht mit einem Kaninchen, da kriegt Lepus fast eine Krise und seine heissen Ohren – die Menschen sagen auch Löffel – werden da ganz steif. Lepus kann auch keine Wanderschuhe anziehen, dafür hat er viel zu lange Latschen. Seine Hinterbeine sind sehr lang und aus diesem Grund kann er nicht wie der Fuchs flüchten, sondern er kann nur hoppeln. Das mag ungelenk aussehen, doch er ist ein Spitzensportler im Wald und auf dem Acker. Weiter kann er bis zu drei Meter weit und zwei Meter hoch springen! Berühmt sind vor allem seine abrupten Richtungswechsel – das Hakenschlagen. Auf der Flucht vor seinen Feinden erreicht er Höchstgeschwindigkeiten von mehr als 60 Kilometern pro Stunde. Da kann ich und auch James nicht mithalten. Lepus sagt auch, dass er nie in einem Käfig oder in einem Zwinger leben könnte. Im Wald lebt er zusammen mit seinen Eltern und sechs Geschwistern, die alle fast gleich aussehen wie er. Lepus verrät mir, dass seine Mama schon wieder schwanger ist, und das schon zum dritten Mal dieses Jahr.
Hasen sind sehr scheu und leben meistens nachtaktiv als Einzelgänger. Lepus bevorzugt kleine Unebenheiten im Wald, wo er eine gute Rundsicht hat und alles weiträumig überblicken kann. So sieht er mich schon von weitem. Auch Lepus hat im Wald liebe, nette Nachbarn, ausser denen, die ihn zum Fressen gern haben. Aber da er ein exzellenter Sprinter mit einer ausgefeilten Fluchttechnik ist, erwischen ihn seine Fressfeinde nicht. Ausserdem ist Lepus ein Meister der Tarnung mit einem ausgezeichneten Gehör. Im Wald kann er herumlaufen und dabei hat er noch sehr viel Bewegung. Wusstest du, dass sich Lepus nur von Gräsern und Kräutern sowie von Feldfrüchten, Trieben, Knospen und Blättern ernährt? Na ja, Salat habe ich auch gern, aber die Capuns oder Maluns von meiner Mama sind halt die besten.
Da ich schon ein grosser Junge bin, weiss ich auch, dass Lepus auch andere Hasenfreunde hat, die im Winter ganz weiss sind. Die sind auch ein bisschen kleiner als er, aber die wohnen weit oben in den Bergen.
Nun ist es wieder Zeit, nach Hause zu gehen. Meine Eltern warten bereits auf mich. Das nächste Mal muss ich euch von Papa Hirschi und dem kleinen Vrieli erzählen. Das ganze Jahr hindurch ist Hirschi ein lieber Nachbar und gibt keinen Laut von sich. Im Herbst hat er schlechte Laune, macht komische Geräusche und stinkt. Warum? Das erzähle ich euch das nächste Mal.